Romeo und Julia(n) - William Shakespeare, Landestheater Vorarlberg, 2010

Mit Mathias Britschgi, Jan Cerha, Bernd Christian Althoff, Kathrin Hauptmann, Alexander Meile, Tamara Stern, Stephanie Brenner, Mario Platz, Alexandra Nutz, Michael Schiemer

Bühne Andreas Lungenschmid Kostüm Antoaneta Stereva

Kritiken

„Ein zauberhaftes Liebespaar. Eine wunderbare Inszenierung von Nina C. Gabriel am Vorarlberger Landestheater. Im ebenso genialen Bühnenbild von Andreas Lungenschmid, dessen Fabrickhallencharakter klassisch-antike Züge annimmt, erzählt Gabriel eine berührende Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Männern. Romeo, mit von ständigem Ritzen gezeichneten Unterarmen und Julian sind zwei einsame, gegenwärtige junge Burschen, Teenager, sanft und sensibel und hervorragend besetzt. Schüchtern und leidenschaftlich, berührend unbeholfen und überaus überzeugend spielen sie die beiden jungen Liebenden, die als helle solitäre in der sie umgebenden Welt aufleuchten. Ihr irdenes leben beenden sie, im lichtdurchfluteten jenseits reichen sie sich wieder die Hände – während im Vordergrund ihre Eltern zu Lennons „Imagine“ tanzen. „Romeo und Julia(n)“ ist eine stimmige Produktion, die auch durch die Kostüme von Antoaneta Stereva passend ergänzt wird und die besonders im zweiten Teil noch eine enorme Verdichtung erlebt – mit einem durchwegs glänzenden Ensemble. Und das die Geschichte auch mit zwei Männern funktioniert, ist nun wirklich nicht überraschend. Auch wenn das einigen wenigen nicht gefiel.“

(Neue, 30.01.10)

 

„Nichts, aber auch gar nichts klammert Regisseurin Nina C. Gabriel aus, um das Stück mit jugendlichem Zeitgeist anzureichern. Regisseurin Nina C.G. hat gemeinsam mit den zwei Jungschauspielern Jan Cerha als Romeo und Matthias Britschgi als Julian – das Kunststück fertig gebracht, eine wunderbare, von zarter Erotik knisternde, zu Herzen gehende Liebe auf die Bühne zu zaubern. Zart, leise, unaufdringlich – nur sich selbst genügend. Eine wunderbare Liebe zwischen zwei jungen Männern, die sich in nichts von jener des klassischen Shakespeare – Paares unterscheidet. Um die grazil schöne Liebesgeschichte von Romeo und Julian baut Regisseurin Gabriel eine lautes, schrilles Getümmel – Jugendliche, die einfach nur Spaß haben wollen, sich gegen die Regel der Erwachsenen auflehnen und quer legen. Ob Techno-Dance zu Bach, happy Slapping aus Lust und Vergnügen, ein Catwalk der Extravaganz oder grobe sexuelle Anspielungen – Tybalt, Mercutio und Benvolio  treiben es richtig bunt. Shakespeares Text wurde stimmig und sehr aktuell ergänzt. Lückenlos fügen sich die alten und neuen Worte ineinander. Zweihundert Minuten Theater sind es, die das Publikum erlebt in einem beeindruckenden Bühnenbild von Andreas Lungenschmid. Zweihundert Minuten Theater für junge Menschen – Theater für weltoffene geister – unterhaltsam, provokativ, innervierend, spannend und zum Schluss auch herrlich kitschig.“

(Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft, 01.02.10)

 

 

„Ungeheuerlich konzentriert. Vordergründlich betrachtet ist die Inszenierung des bekanntesten Liebesdramas der Weltliteratur erstens danach ausgerichtet, um beim jungen Publikum zu punkten und zweitens ist sie mit einer kleinen Provokation versehen.

Punkt eins hält auch bei näherer Betrachtung stand und ist absolut plausibel. Die Geschichte zweier Liebenden, die sich dem Hass und der Aggressivität der Elterngeneration zwar nicht entziehen können, sich aber der Ungeheuerlichkeit der Liebe stellen, funktioniert so am besten. Auch Regisseurin Nina C. Gabriel verleiht ihr somit jenes Tempo, das einem jugendlichen Lebensgefühl in der heutigen Zeit entspricht. Das ist dem Alltag abgeschaut, konzentriert verdichtet und bringt uns die Personen dieses 400 Jahre alten Stückes auch in allen jenen Stellen ungemein nahe, in denen sich Shakespears Sprache in einer nur leicht angepassten Übersetzung entfalten darf. Im Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller gelingt ein Bravour – Akt. Es gibt im Theater wohl selten Momente, in denen die Maßlosigkeit der Liebe, diese absolute Kompromisslosigkeit derart spürbar wird. Viel Raum und zeit wird aber den Liebenden nicht gelassen. Das ist eine bewusste Entscheidung. Ein Blick, ein Bild – zack, das sitzt und nichts wird verschenkt. Und wer Bernd Christian Altfoff, Katrin Hauptmann und Alexander Julian Meile als Mercutio, benvolio und Tybalt erlebt hat, möchte sich nach dieser Körpersprache-Studie „Romeo und Julian“ am liebsten noch einmal anschauen. Und es wäre nicht verwunderlich, wenn sich dieser Effekt gerade beim jungen Publikum auch auf Grund der Hauptdarsteller einstellt. Man darf sogar davon ausgehen.“

(VN, 30/31.01.10)

 

„Vorarlberger Landestheater verlegt Shakespeares Liebesgeschichte in die Gegenwart – Beifall für eine sensible Regie. Er ist ein Er“, gesteht der verliebte Romeo seinen Freunden. Mit ihrer gewagten, aber in sich schlüssigen Shakespeares – Inszenierung am Vorarlberger Landestheater in Bregenz kann sich Nina C. Gabriel der Aufmerksamkeit gewiss sein.

In Bregenz hat die Regie die angestaubte Schlegel-Ticksche Übersetzung gründlich aufpoliert, in der fast dreieinhalbstündigen Aufführung sitzt jedes Wort. Vor ein paar Jahren wäre solch eine Version auf der Bühne, noch dazu in Österreich, undenkbar gewesen. Der Theaterbesucher ist begeistert vom opulenten Bühnenbild, von der sensiblen regie, vom hervorragenden Spiel des Ensembles.“

(Schwäbische Zeitung, 01.02.10)

 

„Junges Ensemble unter der Regie von Nina C. Gabriel überzeugte mit zwei Männern als Liebespaar. Nina C. Gabriel setzt das Stück in die Gegenwart. Die meisten Textadaptionen fügen sich logisch ein. Sehr einfühlsam und mit fast jugendlicher Naivität spielen Jan Nikolaus Cerha als Romeo und Matthias Britschgi als Julian das Liebespaar. Einige wenige Zuschauer verließen bereits in der Pause das Theater. Wer bis zum Schluss der fast dreieinhalbstündigen Vorstellung (inklusive Pause) aushielt, wurde mit einem zweiten Teil belohnt, der die Geschichte stark verdichtet und mit hoher Intensität zu Ende erzählt. Und während sich die Liebenden nach der dramatischen Sterbeszene im Jenseits die Hände reichen, tanzen deren Eltern zu den Klängen von John Lennons "Imagine" in eine friedvolle Zukunft.“

(29.01.2010 vol.at | Bregenz)

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