Hotel California

02.07.2012 21:56

Im „Hotel California“ geht es um die Freiheit der persönlichen Entscheidung, im Hinblick auf das eigene Schicksal und den eigenen Tod.

Hotel California ist gewissermaßen ein Ort, an dem Sterbehilfe der besonderen Art praktiziert wird. Lebensmüde Menschen, unabhängig vom Alter, gesellschaftlichen Stand und finanzielle Ressourcen, können im Hotel C. für einen gewissen Zeitraum einchecken und der Service des Hotels behandelt die Gäste je nach dem wieviel sie für ihren Aufenthalt bezahlt haben. Doch eines ist davon unabhängig. Keiner verläßt lebend das Hotel.

Bei der Ankunft wird ein Vertrag besiegelt und er ist der Stempel auf diesem One Way Ticket in den Tod.

Nun treffen Anfang August im Hotel California zwei Gäste aufeinander. Louis, ein lebensmüder Bon Vivant, ein Upperclaß Geselle, gelangweilt vom eigenen Leben, vom Überdruß der eigenen sinnentleerten Existenz und Louisa, eine junge Frau die im Gegensatz zu Louis gar nichts vom üblichen Leben weiß und gesehen hat. Louisa erscheint auf dem ersten Blick, zurückgeblieben, gar etwas debil und erst als ihre persönliche Schicksalsgeschichte offenbart wird, erfährt man warum dies so ist. Louisa ist gewissermaßen der Inbegriff unmittelbarer Unschuld und kindlicher Neugierde.

Beide haben 14 Tage Aufenthalt gebucht. Beide wissen warum oder wozu sie da sind. Beide fehlt der Mut aus eigener Hand ihr Leben zu beenden. Beide wollen aus verschiednen Gründen ihr Leben nicht mehr und treffen nun auf einander im Hotel Californien.

Nun im Hotel C. ist es so, daß der Tod im jeden Augeblick innerhalb des bezahlten Aufenthalts auflauern kann. Man ist immer auf der Hut, oder man läßt sich treiben in der resignativen Gewißheit, je früher er kommt desto besser.  

Louis und Louisa sind im Monat August die einzigen zwei Gäste des Hotels und nun beginnt ein neuer Abschnitt im Leben dieser beiden Todbekenner, der Letzte nämlich. Ab sofort existiert die äußere Welt nicht mehr, alles bisher Bekannte ist nicht mehr greifbar, verfügbar, ist Teil einer anderen Wirklichkeit geblieben.

Nun begegnen gezwungenermaßen einander zwei Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können… „Gegensätze ziehen sich an“. Dieser Vorsatz tritt allmählich in Kraft, denn anfangs fühlt sich der arrogante Louis von Louisas Anwesenheit peinlich gestört. Frei nach dem Motto: „Was macht das mindere Volk in meiner Nähe.“ „Gleich und gleich gesinnt sich gern“, ist anfangs für Louis und Louisa ein Vorsatz der Unmöglichkeit, würde man sie rein äußerlich betrachten. Doch Louis bekommt Angst vor dem Tod ab dem ersten Tag im Hotel C. und allmählich fühlt er sich in Louisas Anwesenheit sicherer. Sie ist der einzig übriggebliebene Mensch auf dieser seelenlosen Insel. Louisa dagegen fürchtet den Tod nicht, sie fürchtet eher das Leben und dieses zeigt sich ihr Stück für Stück durch den Louis. 

Die Zwei entdecken einander gegenseitig und es eröffnen sich ihnen ungeahnte Welten.

Die Faszination wächst, bis sie sich am zehnten Tag ihres Aufenthaltes in einander verlieben. Für den Soundtrack dieser verhängnisvollen Liebe, sorgt der Sänger des Hotels. Der jeweilige Tag im Hotel beginnt in der Begleitung einer Melodie, die sich durch den Tag durchzieht, um am Ende des Tages, während des Abendessens - als Lied zu enden. Dieser seltsame Soundtrack ist im Gegensatz zu dem, wofür das Hotel C. steht, lebensbejahend und weckt alle romantischen Sehnsüchte in den Hotelgästen.

Hier steht das Hotel, mit seinem gediegenen Ambiente und sinnlicher Atmosphäre im absoluten Gegensatz zu seiner eigenen Bestimmung, namentlich als Todeshotel.

Der Aufenthalt, der Service, die gesamte Atmosphäre erinnert viel mehr an einem 5 Sterne Hotel in Paris, als an einem Horrorhotel, voller Geister und dunkler Gestalten.

Und inspiriert durch die Unmittelbarkeit dieser sonst undenkbaren Begegnung, getragen von der absoluten und freien Konzentration auf einander, beflügelt durch den Adrenalin der Gesamtsituation, verlieben sich Louis und Louisa Hals über Kopf in einander, als wäre es das letzte Mal…  und kommen drauf, das ist es auch.

Ab nun beginnt eine Phase des Rausches, gefolgt von der Erkenntnis über den nahenden Tod, den sie ganz und gar in ihrem Rausch vergessen hatten, bis hin zu Panik und Angst. Louis und Louisa wollen ihre Leben zurück und beginnen mit dem Schicksal zu hadern und verhandeln. Die Rolle des Schicksals spielt hier die geheimnisvolle Hotelpräsenz – Gabriela. Sie ist immer gegenwärtig, weiß und sieht alles und ihre unnahbare Art über die Dinge zu stehen, regt Louis durchgehend auf. Gabriela ist eine seltsame, undurchschaubare und undefinierbare Gestalt. Nun fordert Louis das Leben der beiden von Gabriela zurück.

Ein Vertragsbruch soll eben mit dem Argument, um die gelernte Wertschätzung dem eigenen Leben gegenüber, möglich sein. Doch kann man mit dem eigenen Schicksal Schach spielen, kann man nach belieben über sein Leben entscheiden, kann man sich den Konsequenzen der eigenen Entscheidungen nach Lust und Laune entziehen…

Ich biete drei mögliche Schlußausgänge dieser Geschichte. Alle Drei Schlußvarianten sind möglich, doch sie unterscheiden sich durch den Grad der Erkenntnis der Protagonisten von  einander. 

Drei entscheidende Fragen werden in den drei unterschiedlichen Ausgängen der Geschichte aufgeworfen:

Wann siegt das Schicksal über die Liebe…

Wann halten sich Schicksal und Liebe die Waage…

Wann siegt die Liebe über Schicksal und Tod…

Das Publikum darf sich für eine der Varianten entscheiden, oder für alle drei.

 

Diese Geschichte ist ein Märchen für Erwachsene, ist ein Krimi, es ein psycho-erotisches Spiel, es ist das Leben eben…  

 

Nina C. Gabriel