Atmen
Ich atme,
wenn Du meine Wesensart erhebst.
Du atmest auch, so nah, so da…
Wenn pures Sein mit Farben Du mir deckst,
Million Nuancen,
Schichtenschar…
Du atmest,
wenn ein Sog mit ähnlich Tönung,
sich richtet gegenüber Dich,
wenn schlafgetunkt Intonation in Dur,
Dein Sein zum Himmel hebt,
gar meisterlich…
Bild by Ludwig Drahosch
will
will dich ewig konsumieren, in dir sabbern, degustieren,
suchtverhalten will riskieren, gallenvoll dabei krepieren
will dich stets philosophieren, deine zellen laborieren,
dir häute neu formieren, dich in mir modellieren
will den himmel fantasieren, zeit begriffe konfiszieren,
zwischen dir neu sortieren, und mich selber abstrahieren
will dich ewig komponieren, deine seiten modulieren,
dich in dur transponieren, dein orchester dirigieren
will im wahn dich subtrahieren, und vermengen, komprimieren,
will dein ganzes investieren, potenzieren dann fallieren
will dich stück um stück sezieren, zwischen dir will variieren,
deine ruhe malträtieren und am ende kollabieren
will dich endlos inspirieren, alte fehler neu kaschieren,
mit gefühlen will jonglieren, deine nerven balancieren
will von vorne dich studieren, deinen inhalt promovieren,
mich dabei in dir verirren und auf ewig dort verlieren
will die seele dir passieren, sie liebkosen beim spazieren,
deine liebe inhalieren, ewig leben garantieren
Bild by Ludwig Drahosch
Mysterium
Mysterium um Dunkelheit erzeugt bekanntlich Nacht.
Mir fehlt ein Docht, bin Kohle, keine Kerze.
Die linke Hand entblößt mir rechte Schulter mit bedacht,
mir zugedachter Körper glimmt und ich darin, ich schmerze.
Und wenn Du kämest jetzt die Türe zu zerklopfen,
das Mysterium der Dunkelheit zu knacken mit Gewalt.
Und wenn Du wärest jetzt mit Dir meine Öffnungen zu stopfen,
mit Deiner linken zu verdecken mir den Spalt.
Ich hab ein Ort, da gräbt die Finsternis mir Gruben.
Und sie, die Dunkelheit, befüllt sie äußerst schnell.
Und das Mysterium der Nacht, es penetriert mich in Schüben,
mit meiner linken schütze ich jungfräulich Seel.
Doch wer hätt‘ gedacht, die Nacht beginnt zu wehen.
Und das Mysterium verdampft in Dämmersicht.
Mein rechtes Auge müht sich konturiertes zu sehen,
Geheimnistuerei entbehrend, offenbart sich Dämmerlicht.
Bild by Ludwig Drahosch
Chronik der Liebe
Die Chronik der Liebe ist in etwa recht stur.
Beginnt, hört auf, geht weiter oder kehrt retour.
Hormone und Fluide kreuzen nun einander Weg,
die Sympathie beginnt als Nummer EINS am Deck.
Nummer ZWEI in folge dessen nennt sich Interesse.
Nicht konkret, ein Haufen unbewußt Prozesse.
DREI – die nennt sich Anteilnahme
Das Interesse kriegt Volumen, konzentriert sich zu einer Flamme.
Die VIER wäre - Anziehung, Magnetismus.
Es ist nun Zeit für reger Humanismus.
FÜNF – der Wunsch nach Nähe, ganz konkret,
man ist wie fremdgesteuertes Geschenkpaket.
Das magnetisch Feld erzeugt die SECHSTE Nummer,
Verliebtheit nennt sich dieser spitzen Stürmer.
Durch sie erblickt ein jeder in den anderen das Höchste,
Idealisierend, aufgelöst, entbehrt von jeglicher Realitätsgelüste.
In der Verliebtheit fließen Lebenszuckungen zu Hauf,
weil zwei Ernährerengel nun einander schauen im Liebeslauf.
Nummer SECHS ist also rein und sauber,
es ist Magie des Wahnsinns, trunken machend Zauber.
Nummer SIEBEN will‘s nun endlich treiben,
der Drang nach sinnlich - fleischlichem Bereiben.
Der Sex, die ACHT, ist Materialverbrauch,
das Würgen der Verliebtheit mit dem sehr irdisch Schlauch.
Von alledem was Engel schauten in Ekstase,
bleibt wenig übrig in die sinnliche Oase.
Und dennoch die Bewußtheit hinter der Vereinigung der Leiber,
bestimmt dogmatisch die qualitative Bindung der Betreiber.
Nummer NEUN erklärt ob Ende oder weiter,
beendet die Affäre, oder wandelt sie in Liebesleiter.
Nun viele Stufen muß man überwinden,
bis Menschenseelen wahre Liebe finden.
Besitz und Gier, Verderblichkeiten, Lust,
sie führen immerfort und blindlings in den Frust.
Erniedrigung, Kontrolle, Mißtrauen, Gewalt,
der Höllen-Champus sprudelt eisig kalt.
Die verkehrte Seite dieser Seelenhiebe,
sie ist der Weg nach oben, zu der WAHREN LIEBE.
Bild by Ludwig Drahosch